La Tène Öfen

 

Latènezeitliche Windöfen

(um 500 vor Christus)

 

 

Verhüttungsversuch: Gleich mehrere große Luppenstücke hat die Fellinghauser Nachbildung eines keltischen Schmelofens 'aus-gespuckt'. Der nahezu originalgetreue Ofen arbeitete einen ganzen Tag sowie die darauf folgende Nacht, um eisenhaltiges Ma-terial zu produzieren. Die Stücke waren so groß, dass sie im Ofen selbst zertrümmert werden mussten, sonst hätte man sie gar nicht heraus bekommen. Stolze 38 Kilogramm sind sie insgesamt schwer. Mit einem Magneten prüften die Mitglieder der Ar-beitsgruppe gleich vor Ort, ob auch Eisen enthalten ist. Und tatsächlich: Die mühevolle Arbeit hatte sich gelohnt.  SZ 19.06.2004

Es gab leicht abbaubare, weil an der Oberfläche liegende Eisenerze, also mit ein Grund für die Menschen sich im Siegerland anzusiedeln. Unter Ver-wendung von Holzkohle verhüttete man Rotspat, Braun- und Spateisen mindestens bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. in einem s.g. Windofen.

Dann erst ersetzte man die bislang mit Hand oder Fuß bewegten Blase-bälge durch mechanische Wasserrad-gebläse, was natürlich im Herstel-lungsprozess einen enormen Fort-schritt bedeutete.

 

Dieser Windofen wurde in einem latènezeit-lichen Hüttenplatz über der Quellmulde des Tälchens 'Silberquelle' ausgegraben. Von meh-reren freigelegten Eisenschmelzöfen am Was-serlauf des Baches war dieser in die Böschung einer Wasserrinne eingebaute Ofen am besten erhalten, so dass er nach geringfügiger Res-taurierung sein einstiges Aussehen von vor mehr als 2500 Jahren erhalten hat. Der Ofen arbeitete mit natürlichem Luftzug. Über einem mit Steinplatten abgestützten Windkanal wölbt sich die Lehmkuppel, die sich nach oben zu einer freistehenden Esse verjüngt. Die Gicht-öffnung hat einen Durchmesser von 40 cm. Die Höhe des Ofens über der Herdmulde be-trägt 1,70 m, der größte innere Durchmesser rund 1 m.

 

Während des Schmelzprozesses von etwa 24 Stunden war der Windkanal mit einer Lehmwand verschlossen, die im oberen Teil eine runde Düsen-öffnung von 6 cm Durchmesser hatte. Durch die Gichtöffnung wurden ab-wechselnd Holzkohle und dünne La-gen von klein geschlagenem, vorher angeröstetem Brauneisenstein aufge-geben. Der Holzkohlenverbrauch war sehr hoch. Er betrug mehr als das 4-fache vom Gewicht der eingesetzten Erze. Nach Beendigung des Schmelz-prozesses wurde die Lehmwand des Windkanals aufgebrochen und dann die zähflüssige glühende Schlacken-masse mit Wasser abgeschreckt, so dass sich ein großer Teil der in der Schlacke eingeschlossenen Eisen-klumpenstücke ausschied. Durch Zer-schlagen der erkalteten großen und

Sie können die Bilder anklicken und vergrößert betrachten.

schwersten Schlackenstücke gewann man noch die kleinsten mit Schlacke verbundenen Eisenstückchen. Beim Schmelzversuch 1957 in einem re-konstruierten La Tène-Windofen im Giebelwald betrug das Ausbringen an Eisen 18 kg nach Verbrauch von 153 kg Eisenstein und rund 500 kg Holz-kohle. Man hatte Brauneisenstein mit einem Gehalt von 50 bis 55 % Fe ein-gesetzt. Weil die gewonnenen Eisen-klumpen noch geringe Beimischun-gen von Schlacke enthielten, mussten sie noch einmal ausgeheizt und zu-sammengeschmolzen werden. Dies besorgten die Schmiede in einem besonderen ebenfalls freistehenden Schmiedeofen. Ein solcher rekonstru-ierter Schmiedeofen ist in der Abbil-dung links zu sehen.

 

Copyright 05/2004    Hans Peter Schneider